Selbsthilfe

Das Klinikum Bielefeld kooperiert mit mehreren gesundheitsbezogenen Selbsthilfegruppen. Die Kooperation wird seit 2008 im Rahmen des Projektes „Selbsthilfefreundliches Gesundheitswesen“ systematisch und strukturiert weiterentwickelt. Im September 2011 wurde dem Klinikum Bielefeld als erstem Krankenhaus in NRW die Auszeichnung „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ für die Umsetzung von acht Qualitätskriterien zur Selbsthilfefreundlichkeit überreicht.

So wird beispielsweise bereits während des Krankenhausaufenthaltes von Mitarbeiter*innen des Klinikums über die Teilnahmemöglichkeit an Selbsthilfegruppen informiert. Außerdem stehen für Patient*innen und Angehörige Materialien der Selbsthilfegruppen mit weiterführenden Informationen bereit.

Selbsthilfegruppen sind Zusammenschlüsse von Betroffenen oder Angehörigen, die gemeinsam versuchen Krankheiten oder psychische bzw. soziale Probleme zu bewältigen. Mit Hilfe der Gruppe sollen persönliche Lebensumstände verbessert werden, indem versucht wird, die soziale und persönliche Isolation aufzuheben. Selbsthilfegruppen werden dabei nicht von Ärzt*innen oder Therapeut*innen geleitet, sondern meist von Menschen, die selbst betroffen sind. Professionelle aus dem Gesundheitswesen werden zu bestimmten Fragestellung heran gezogen oder halten Vorträge. Besonders, wenn Patient*innen an einer chronischen Erkrankung leiden, die das bisherige Leben verändert, kann eine Selbsthilfegruppe hilfreich sein. Hier finden Betroffene Gleichgesinnte, die mit Rat und Tat zur Seite stehen können, da sie bereits persönliche Erfahrungen mit einer Problemsituation gemacht haben.

„Ich hätte nie vermutet, dass ich einmal ernsthaft erkranke. Die Diagnose „Krebs“ hat mich umgeworfen, trotz erfolgreicher Chemotherapie hatte ich keinen Boden mehr unter den Füßen. In der Selbsthilfegruppe wurde ich aufgefangen, alleine wäre ich aus dem Tief nicht herausgekommen.“
Aussage eines Mitgliedes einer Krebs-Selbsthilfegruppe (Quelle: Selbsthilfe-Kontaktstelle Bielefeld)

Durch dieses Zitat wird deutlich, dass eine Selbsthilfegruppe Betroffenen Sicherheit, Geborgenheit und Verständnis entgegen bringen und damit helfen kann, die veränderten Lebensumstände zu akzeptieren und mit ihnen Leben zu lernen. In den gemeinsamen Treffen geht es um Wissenserwerb, Erfahrungsaustausch, emotionale Unterstützung oder Hilfe bei Veränderungen. In Selbsthilfegruppen findet sich Erfahrungswissen im Umgang mit der Erkrankung. Besonders auf den psychosozialen Bereich hat die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe positive Auswirkungen. Die vielfach erlebte emotionale und soziale Isolation durch die Krankheit wird aufgehoben. Manchmal entstehen auch private Kontakte, die weit über die Gruppenzugehörigkeit hinaus Bestand haben.

In Bielefeld bestehen ca. 250 Selbsthilfegruppen zu diversen Themen, von denen derzeit über 20 mit dem Klinikum kooperieren. Die Selbsthilfe-Kontaktstelle Bielefeld, ebenfalls Kooperationspartnerin des Klinikums, ist die zentrale Anlaufstelle für alle Interessierten. Hier können sich Bürger*innen über Selbsthilfe informieren, eine konkrete Selbsthilfegruppe suchen oder Informationen zur Gründung einer neuen Gruppe erhalten.

Bei Fragen zu Selbsthilfegruppen im Klinikum Bielefeld steht die Selbsthilfebeauftragte im Klinikum Bielefeld gerne zur Verfügung.

 

10 Jahre Selbsthilfefreundliches Krankenhaus

Unter dem Motto "Ohne Wir Läuft nix!" fand im November 2021 ein Online-Tag zum Thema Selbsthilfe für Ostwestfalen-Lippe statt. Die örtlichen Selbsthilfe-Kontaktstellen organisierten gemeinsam mit Selbsthilfe-Aktiven aus OWL ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm.

Sich austauschen, verstehen, Mut machen, verändern – darum geht es in einer Selbsthilfegruppe, ebenso wächst das Wissen über die eigene Lebenslage oder Erkrankung. Ob zu chronischen Erkrankungen, Behinderungen, Sucht oder seelischem Leiden – die Themen der Selbsthilfe sind vielfältig, das spiegelt auch das bunte Veranstaltungsprogramm wieder.

Das Klinikum Bielefeld ist seit 2011 als Selbsthilfefreundliches Krankenhaus zertifiziert. Die Selbsthilfebeauftragte des Klinikums, Sandra Knicker, koordiniert und betreut seitdem die Kooperation mit den über 20 Selbsthilfegruppen aus Bielefeld und Umgebung, die sich auch zum Teil in den Räumlichkeiten des Klinikums zu ihren Gruppentreffen zusammenfinden.

Den Selbsthilfetag haben wir uns in Zusammenarbeit mit der Selbsthilfekontaktstelle Bielefeld zum Anlass genommen, um Expert*innen innerhalb und außerhalb des Klinikums Bielefeld in kurzen Filmen zu fragen, was es bedeutet, ein Selbsthilfefreundliches Krankenhaus zu sein.

Sandra Knicker - Selbsthilfebeauftragte

Wir beginnen mit Sandra Knicker, die seit 2008 Selbsthilfebeauftragte ist und die dann vor 10 Jahren gemeinsam mit den kooperierenden Selbsthilfegruppen und der Selbsthilfekontaktstelle Bielefeld des Paritätischen die Auszeichnung zum Selbsthilfefreundlichen Krankenhaus realisiert hat.

Christa Steinhoff-Kemper - Mitarbeiterin der Selbsthilfe-Kontaktstelle Bielefeld

Diplom Pädagogin Christa Steinhoff-Kemper setzt sich als Mitarbeiterin der Selbsthilfe-Kontaktstelle Bielefeld schon viele Jahre für die Anliegen von Bielefelder Selbsthilfegruppen ein. Das Team der Selbsthilfe-Kontaktstelle informiert Interessierte über das vielfältige Selbsthilfeangebot in Bielefeld, berät Initiator*innen bei der Gruppengründung sowie bei allen Fragen der Gruppenarbeit und setzt sich für die Kooperation mit anderen Akteuren in der Region ein. Als damalige Agenturleitung Selbsthilfefreundliches Krankenhaus NRW hat Christa Steinhoff-Kemper im Jahr 2011 die Auszeichnung des Klinikums Bielefeld zum Selbsthilfefreundlichen Krankenhaus begleitet und führt die Kooperation seitdem fort. Im Video erläutert sie, wie die Zusammenarbeit von Kliniken und Selbsthilfegruppen zu einem Gewinn werden kann.

Friedhelm Möhlenbrock - Leiter der Selbsthilfeorganisation AdP

Friedhelm Möhlenbrock leitet die Selbsthilfeorganisation „AdP - Arbeitskreis der Pankreatektomierten“ (Bauchspeicheldrüsen-Operierten) in Ostwestfalen-Lippe und setzt sich seit 10 Jahren auch bundesweit für die Belange von Patient*innen und deren Angehörige ein. Das Ziel des AdP e.V. ist die Gesundheitsförderung und die Rehabilitation von teilweise oder total Pankreatektomierten und nicht operierten Bauchspeicheldrüsenerkrankten. Friedhelm Möhlenbrock arbeitet zudem gemeinsam mit 14 Vertreter*innen anderer Selbsthilfegruppen im Qualitätszirkel Selbsthilfefreundliches Krankenhaus im Klinikum Bielefeld. Im Video erzählt er, was aus seiner Sicht das Besondere an der Zusammenarbeit mit einem Selbsthilfefreundlichen Krankenhaus ist.

Christina Labuhn - Gesundheits- und Krankenpflegerin

Christina Labuhn arbeitet seit 25 Jahren als Gesundheits- und Krankenpflegekraft in verschiedenen Bereichen im Klinikum Bielefeld. Seit 2011 ist sie die Teamleitung der Station 10.1 im Klinikum Mitte und pflegt dort mit ihrem Team Patient*innen der Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie. Christina Labuhn und die Kolleg*innen arbeiten mit dem „Bezirksverein der Kehlkopflosen Bielefeld e. V.“ und dem „Deutsche Schwerhörigenbund Ortsverein Bielefeld e.V.“ zusammen. Im Film berichtet sie, warum die Unterstützung durch selbst Betroffene in Selbsthilfegruppen eine wichtige Ergänzung der pflegerischen Expertise ist.

Kooperierende Selbsthilfegruppen
Unterstützungsangebote

In Deutschland werden Menschen durch verschiedene überregionale Einrichtungen in allen Fragen zur Selbsthilfe unterstützt.

Die NAKOS, die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen, ist eine bundesweite Aufklärungs-, Netzwerk- und Serviceeinrichtung im Feld der Selbsthilfe. Die Hauptaufgabe der NAKOS besteht in genereller Aufklärungsarbeit über Möglichkeiten der Selbsthilfe für Betroffene und Angehörige. Dafür werden themenübergreifend Informationen über Möglichkeiten und Nutzen von Selbsthilfegruppen entwickelt und veröffentlicht.

Menschen, die außerhalb Bielefelds nach einer Selbsthilfegruppe suchen, können sich bei der NAKOS über Teilnahmemöglichkeiten in der Nähe ihres Wohnortes informieren. Außerdem hält der Internetauftritt der NAKOS weitere Informationen bereit.

Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband bietet mit dem Projekt Selbsthilfenetz eine Hilfestellung für Patienten, die nach einer Selbsthilfegruppe in Nordrhein Westfalen suchen, indem es zu örtlichen Selbsthilfegruppen vermittelt. Auf der Internetpräsenz sind mehrere 1.000 Selbsthilfegruppen vertreten, die nach über 600 Stichworten und Orten sortiert sind. Außerdem präsentieren sich Selbsthilfeorganisationen und die lokalen Selbsthilfe-Kontaktstellen auf der Internetseite des Selbsthilfenetzes. Das Selbsthilfenetz bietet zahlreiche Informationen, Tipps und Arbeitsmaterialien rund um das Thema Selbsthilfe in Nordrhein-Westfalen.


Kontakt:

Selbsthilfe-Kontaktstelle Bielefeld


Telefon: 05 21. 96 406 96

Telefax: 05 21. 96 406 97

Anschrift:
Stapenhorststr. 5

33615 Bielefeld

E-Mail: selbsthilfe-bielefeld@paritaet-nrw.org 

Internet: www.selbsthilfe-bielefeld.de

Öffnungszeiten
:
Montag, Mittwoch und Donnerstag: 10.00 bis 13.00 Uhr, 

Dienstag: 15.00 bis 18.00 Uhr
und nach Vereinbarung.


Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband


Selbsthilfenetz

www.selbsthilfenetz.de

NAKOS
Telefon: 0 30. 31 01 89 60
Telefax: 0 30. 31 01 89 70

Anschrift
:
Wilmersdorfer Str. 39

D - 10627 Berlin

E-Mail: selbsthilfe@nakos.de
Internet: www.nakos.de

Öffnungszeiten
:
Dienstag: 9.00 bis 13.00 Uhr

Mittwoch: 9.00 bis 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 bis 17.00 Uhr

Freitag: 10.00 bis 13.00 Uhr