Knorpelchirurgie

Knorpelschädigungen am Kniegelenk sind häufig. Durch einen Unfall kann es zu Rissen, Druckschädigung oder sogar zum Abriss von Knorpel- oder Knochenstücken kommen. Häufiger sind verschleißbedingte Knorpelschädigungen. Hierbei kommt es zu einer kontinuierlichen Abnahme der Knorpelschicht. Auch die Osteochondrosis dissecans, die vor allem bei jugendlichen Patienten auftreten kann (siehe auch Behandlungsschwerpunkt „Kinderorthopädie“), und der Morbus Ahlbäck, eine Knieerkrankung des Erwachsenen, können zu einer Schädigung der Gelenkflächen führen. Die Therapie richtet sich nach dem Ausmaß und Alter des Schadens sowie dem Alter des Patienten und möglichen Begleitverletzungen. Auch entlastende Operationen, wie Beinachskorrekturen (siehe Achsfehlstellungen) können Teil eines Behandlungsplanes sein.

  • Knorpelrefixation
    Bei frischen Verletzungen kann ein abgerissenes Knorpel- oder Knochenstück wieder eingepasst werden. Zur Befestigung werden in der Regel kleine Stifte verwendet, die vom Körper wieder vollständig abgebaut werden.
  • Knorpelglättung
    Aufgefaserter Knorpel wird geglättet und so stabilisiert.
  • Mikrofrakturierung
    Liegt der Knochen bereits frei und ist der Schaden begrenzt, kann eine Anbohrung des Knochens das Einwandern von Stammzellen in den Defekt ermöglichen. Es kann sich ein Regeneratgewebe bilden, das den Knochen wieder bedeckt, aber nicht die gleichen Eigenschaften wie gesunder Knorpel hat.
  • Autologe Matrixinduzierte Chondrogenese (AMIC)
    Umschriebene höhergradige Knorpeldefekte können mit einer speziell hergestellten Kollagenmatrix (Chondro-Gide) behandelt werden. Nach Auffüllen eines Gelenkdefektes z.B. mit Spongiosa oder nach Mikrofrakturierung kann das betroffene Areal mit dem Kollagengewebe abgedeckt werden. Die Matrix wird mit sehr feinen Nähten am umliegenden Knorpel und/oder mit Gewebekleber am Knochen befestigt. Sie fördert die Bildung eines Regeneratgewebes. Da Kollagen selbst ein wichtiger Bestandteil von Knorpelgewebe ist, wird es vom Körper in der Regel gut angenommen und rückstandslos abgebaut.
  • Autologe Knorpelzelltransplantation (ACT)
    Im Gegensatz zum AMIC sind hierbei 2 Operationen erforderlich. In der ersten Operation werden Knorpelzellen entnommen. In einem Labor werden die Zellen auf einer Matrix über ca. 3-4 Wochen angezüchtet. Diese Matrix wird dann in einer 2. Operation in den Defekt eingepasst und mit dem umliegenden Knorpel vernäht. Dieses Verfahren wird für jüngere Patienten empfohlen.
  • OATS/ MOSAIK-PLASTIK (osteoarticular transfer system)
    Bei größeren isolierten tief reichenden Knorpeldefekten mit weitreichender Verletzung des Knochenbettes, instabilen Defekträndern oder zusätzlichen Knorpelverletzungen der korrespondierenden Gelenkfläche stellt die sogenannte OATS Plastik eine therapeutische Option dar. Dies kann z.B. bei einer Osteochondrosis dissecans (OD) der Fall sein. Hierbei werden Knorpel-Knochenzylinder mit Hilfe spezieller Instrumente aus dem Defektbereich entnommen und ähnlich eines Mosaiks durch gelenkeigene Knorpel-Knochenzylinder ersetzt, die aus weniger belasteten Gelenkabschnitten entweder des gleichen Gelenkes oder eines anderen Gelenkes entnommen werden. Dieses Verfahren wird häufig im Rahmen einer offenen Operation angewendet, jedoch finden sich auch Anwendungsmöglichkeiten in Kombination mit einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie).

Die Nachbehandlung erfordert bei allen Knorpelersatzverfahren sowie bei der Knorpelrefixation eine Entlastung oder Teilbelastung des Beines für einige Wochen. Bei Knorpelersatzverfahren an der Kniescheibe wird dagegen die Beugung des Knies für einige Wochen eingeschränkt. Intensive Bewegungsübungen ohne Belastung sind ein wichtiger Teil des Nachbehandlungsschemas. Nach einer Knorpelglättung darf das Kniegelenk dagegen in der Regel im schmerzfreien Bereich schnell wieder belastet werden.