Kniegelenksendoprothetik

Durch jahrelange Arbeit mit künstlichem Kniegelenksersatz besitzen wir einen großen Erfahrungsschatz in diesem Bereich. Wenn das Kniegelenk durch den Gelenkverschleiß stark geschädigt ist und die Mobilität deutlich eingeschränkt wird, bietet der Ersatz des Kniegelenkes durch ein künstliches Gelenk eine erfolgversprechende Behandlungsmöglichkeit.

Haltbarkeit

Der Fortschritt in der chirurgischen Technik, des Implantatdesigns und der Materialien hat den Kniegelenksersatz zu einer erfolgreichen orthopädischen Operation werden lassen. Patienten haben weniger Schmerzen, eine verbesserte Beweglichkeit und eine gestiegene Lebensqualität. Die Haltbarkeit der künstlichen Kniegelenke ist jedoch nicht unbegrenzt. Man kann davon ausgehen, dass in 85% - 90 % der Fälle die Kniegelenke nach 15 Jahren noch stabil funktionieren.

Mit der Zeit kommt es zu Abnutzungserscheinungen und Lockerungen. Instabilität und Infektionen können Folgen sein, die dann Schmerzen und Funktionsverlust verursachen. In solchen Fällen bedarf es dann eines Revisions- oder Wechseleingriffes.

Operationsplanung

Wenn die Entscheidung für eine Operation gefällt wurde, sind zur weiteren Planung einer Operation die Kenntnis über eine Allergie – insbesondere Metallunverträglichkeiten (Nickel, Kobald, Chrom) – wichtig. Zusätzliche Erkrankungen können die Planung der Operation beeinflussen. So muss zum Beispiel bei Einnahme von blutgerinnungshemmenden Medikamenten eine entsprechende Vorplanung vorgenommen werden. Bei Herz- und Kreislauferkrankungen empfiehlt sich ein aktueller Check-up beim Hausarzt zur Vorbereitung.

Noch vor dem stationären Aufenthalt sollte auch die nachfolgende weitere Rehabilitation geplant werden. Hierzu erhalten Sie bei der Absprache eines Operationstermins eine Information mit den Kontaktdaten zu unserem Rehabilitationsmanagement. Wir empfehlen Ihnen eine Kontaktaufnahme vor der stationären Aufnahme, so dass eine entsprechende Rehabilitation ambulant oder stationär für Sie individuell geplant werden kann.

Zur Operation gehört bereits zuvor eine genaue Planung. Denn die Kunst in der Operation des künstlichen Kniegelenkes besteht darin, während des Eingriffs die oftmals stark veränderte Kniegelenksachse wieder weitgehend gerade auszurichten und eine stabile Beweglichkeit möglichst mit den eigenen Kniegelenksbändern wiederherzustellen. Hierbei werden zur individuellen Planung vor der Operation verschiedene standardisierte Röntgenaufnahmen angelegt, um den individuellen Knochenbau zu erfassen. Dabei besteht in unserer Klinik die Möglichkeit, den Gelenkersatz vor der Implantation individuell und passgenau am Computer zu simulieren. Dabei können auch besondere Situationen vorab genau analysiert werden, um auf diese während der Operation gezielt eingehen zu können.

Die Vorbereitung auf die Operation wird durch eine weitere Vorstellung in der Klinik – dem prästationären Vorbereitungstermin - einige Tage vor der geplanten Aufnahme zur Operation komplettiert.  Sie treffen an diesem Tag den Narkosearzt zu einem Vorgespräch. Besondere Konstellationen wie zum Beispiel die Einnahme von blutgerinnungshemmenden Medikamenten, Herz- oder Lungenerkrankungen werden nochmals überprüft.

Zur Infektionsvermeidung bekommen Sie ein spezielles Waschset ausgehändigt, welches Sie bitte vor der Operation bereits zu Hause anwenden. Sie tragen dadurch selbst zu einer Minimierung der Infektionsquote bei.

Implantate

Kniehalbgelenk - Schlittenprothesen

In bis zu 20 -30 % der Fälle kommt es nur zu einer einseitigen, meist innenseitigen Abnutzung des Kniegelenkes. Die Außenseite des Gelenkes zeigt sich noch in einem guten Zustand. Oft sind mit diesem Verschleißmuster O-Beinachsenabweichungen verbunden. Die Verwendung von künstlichen Halbgelenken ermöglicht es, den noch gut erhaltenen Kniebereich zu erhalten. Die Funktion des Kniegelenkes mit den eigenen Kreuzbändern ist dabei besonders gut.

Wir verwenden ein Implantat mit einem mobilen Inlay (Oxford-Schlitten), wodurch die komplexe Bewegung des Beugens und Streckens des Kniegelenkes mit dem „Roll back“-Mechanismus der Oberschenkelrolle durch den Gleitmechanismus in der Prothese besonders gut umgesetzt werden kann.

Knieendoprothese

Ein künstliches Kniegelenk setzt sich zum einen aus einem glattpolierten Oberschenkelanteil, meist aus chirurgischem Stahl (Kerbstabilität), zum anderen aus einem flachen Schienbeinkopfteil aus Metall mit einem Zapfen zur Verankerung im Knochen des Schienbeinkopfes zusammen. Dazwischen wird ein Polyethylenstück eingesetzt, welches mit der Oberschenkelrolle das eigentliche Gelenk bildet. Im Falle einer Metallunverträglichkeit stehen spezielle Implantate zur Verfügung. Sprechen Sie uns an!

Die Bewegung des Kniegelenkes ist sehr komplex und wird durch die Bandstrukturen geführt. Die Bewegung basiert auf einer innenseitig eher stabil liegenden Rotationsachse und der Möglichkeit eines vermehrten Translationsspiels auf der Außenseite. In der Knieendoprothetik setzen wir eines der modernsten Knie Systeme am Markt (Stand 2022) ein. Das Implantatsystem bietet ein modernes Design, sehr feinabgestimmt mit Oberschenkelgrößen in 2 mm Schritten und Inlayhöhen in 1mm Schritten.
Durch den Gelenkverschleiß und die damit einhergehenden Veränderungen ist oft die knöcherne Formgebung des Gelenkes zum Operationszeitpunkt deutlich verändert und eignet sich nur bedingt als Referenzpunkt für die Positionierung von Implantaten. Wir bevorzugen daher eine weichteilbalancierte Technik, die auf der Schienbeinkopfseite die Operation beginnt.

Diese Technik (Flexion Gap First) ermöglicht es, die Bandspannung des Gelenkes sowohl für die Beugung als auch die Streckung innerhalb des Operationsfortgangs genau zu messen und so eine stabile Führung des Gelenks über das gesamte Bewegungsausmaß von der vollen Streckung bis in die Beugung zu erzielen.

Diese stabile Führung führt zu einer besseren Funktion beim treppab steigen und bergab laufen mit einem natürlichen Gefühl. Untersuchungen zeigen eine sehr hohe Effizienz für die Muskulatur beim Gehen.

Gekoppelte Knieendoprothesen

Bei ausgeprägteren Knochendefekten am Schienbeinkopf oder ausgeleierten Bändern muss in den meisten Fällen dem Verlust der Bandstabilität Rechnung getragen werden und durch das künstliche Gelenk selbst die Stabilisation des Gelenkes übernommen werden. Hierzu eignen sich teil- oder vollgekoppelte Kniegelenke. Diese künstlichen Gelenke müssen die auftretenden Kräfte über Stiele  längerstreckig in den Knochen einleiten, da sie ansonsten Gefahr laufen auszulockern. Der dazu notwendige Hautschnitt unterscheidet sich nicht von den sonst üblichen.

 Solche Prothesen sind oft im Rahmen der Revisionsendoprothetik notwendig.

Verankerung von Knieendoprothesen

Die metallischen Komponenten werden von uns während der Operation mit Knochenzement fixiert. Nach der Operation ist dadurch eine sofortige Belastung möglich. Eine zementfreie Fixation der Komponenten bietet keine entscheidenden Vorteile.

Die Operation

Sie werden meist am Operationstag stationär aufgenommen. Unmittelbar vor der Operation wird Ihr Bein markiert und sie werden dann von den Pflegern der Station in die Patientenschleuse in ihrem Bett gefahren. Im Operationsvorbereitungsraum legen die Narkoseärzte Ihnen sofern zuvor abgesprochen einen Schmerzkatheter im Bereich des Oberschenkels an, der durch eine intraoperative Gabe von Schmerzmedikamenten in die Gewebe des Operationsfeldes ergänzt wird. Erst nachdem Sie eingschlafen sind werden Sie in den Operationssaal gefahren und operiert. Bei der Operation werden die körpereigenen Gelenkflächen entfernt und durch künstliche Flächen ersetzt.

Nach der Operation

Grundsätzlich ist in nahezu allen Fällen eine sofortige Belastungsfähigkeit gegeben und Sie können noch am Operationstag zum ersten Mal aufstehen. In den ersten Tagen steht die Erholung von der Operation, die Heilung der Wunde und ihre möglichst schmerzarme Mobilisation mit den ersten Schritten auf Ihrem Programm. Ziel ist es, am Ende des stationären Aufenthaltes auf Flurebene mobil zu sein, auf dem operierten Bein stehen zu können und einen Bewegungsumfang von der vollen Streckung bis zur Beugung in einem rechten Winkel erreicht zu haben. Unsere Physiotherapeut*innen werden Sie besuchen und Sie anleiten. Sie werden dann bei trockenen Wundverhältnissen und nach Bewältigung des Treppentrainings entlassen.

Rehabilitation stationär oder ambulant

Der hauseigene Sozialdienst - mit dem Sie idealerweise schon vor dem stationären Aufenthalt Kontakt hatten – besucht Sie während des stationären Aufenthaltes und klärt mit Ihnen die weiteren Details der Rehabilitation. Grundsätzlich ist eine stationäre als auch ambulante Rehabilitation möglich. Es gilt in den Wochen nach dem stationären Aufenthalt das selbstverständliche Gehen zu trainieren und die Muskulatur und Koordination auch für komplexere Bewegungen zu trainieren.

Leben mit künstlichem Gelenk

„Wartung“

Auch künstliche Gelenke müssen gewartet werden. Der hochvernetzte Kunststoff, der in der Regel als stoßdämpfende Gelenkfläche auf der metallischen Schienbeinkomponente aufgebracht ist, entwickelt im Laufe der Jahre einen Verschleiß mit Abrieb. Meist werden dadurch anfänglich keine Schmerzen verursacht. Schreitet der Abrieb fort, führt das jedoch zur Lockerung des Gelenkes und auf Dauer zur Auslockerung der Gelenkanteile aus dem Knochen, was zu Schmerzen führt. Wird ein Abrieb rechtzeitig durch eine Untersuchung bei einem Facharzt erkannt, ist ein notwendiger Eingriff mit Austausch des „Inlays“ vergleichsweise harmlos. Daher empfehlen wir das Knie jährlich zum Gelenk-TÜV überprüfen zu lassen.

Sport

Auch Sport ist mit einem Knieersatz möglich. Alle kontinuierlichen Belastungen, wie Wandern, Schwimmen, Radfahren, Nordic Walking und Langlauf sind sehr empfehlenswert. Sprünge sollte man wegen der Stoßbelastung eher meiden.

Fallbeispiel: Schlittenendoprothese

„Meine Schmerzen am Knie haben mich eingeschränkt. Ich konnte nicht mehr gut gehen. Im Gespräch in der Sprechstunde der Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie wurde dann eine halbe Prothese am Kniegelenk empfohlen. Die Außenseite des Kniegelenks war noch gut. Das passte auch zu meinen innenseitigen Schmerzen. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Ich kann wieder gut gehen.“

81-jährige Patientin mit innenseitiger Arthrose des linken Kniegelenks. Wir implantierten eine Schlittenprothese. Die Patientin demonstrierte im März 2021 ein gutes Gangbild mit nahezu freier Kniegelenksbeweglichkeit.

Fallbeispiel: Oxfordschlitten

"2019 habe ich mich zum ersten Mal mit Schmerzen an meinem rechten Kniegelenk vorgestellt. Die Schmerzen waren an der Innenseite meines Kniegelenkes. Ich helfe noch meinen beiden Söhnen im Handwerk. Nach der Beratung habe ich mich zunächst für einen kleineren Eingriff – eine Kniegelenksspiegelung – entschieden. Das hat zwar vorübergehend geholfen aber nicht dauerhaft. Das hatte mir Dr. Schildknecht aber auch bereits gleich zu Anfang erklärt.

Im Januar 2022 habe ich dann in der Orthopädie an der Rosenhöhe einen Schlitten bei der innenseitigen Kniegelenksarthrose eingesetzt bekommen. Mein innenseitigen Kniegelenksschmerzen sind weg und ich kann wieder Fahrradfahren und meinen Söhnen in ihrem Geschäft helfen."

67 jähriger Patient im Unruhestand mit medialer Gonarthrose auf der rechten Seite. Die Arthroskopie mit Meniskussanierung konnte wie anfänglich bereits vermutet die arthrosebedingten Beschwerden nicht auflösen. Es wurde ein Oxfordschlitten mit guter klinischer und alltäglicher Funktion eingesetzt. So ist der Einsatz auch in der Holzbearbeitung wieder möglich.

Fallbeispiel: Rheuma und bakterieller Infekt

„Ich bin allen in der Rosenhöhe sehr dankbar. ich kann wieder meinem Beruf nachgehen. Das ist viel wert.“

Die 64 jährige Friseurin, Rheumatikerin, wurde im Juli 2020 mit einem bakteriellen Infekt im Kniegelenk stationär aufgenommen. Sie konnte schon seit längerer Zeit nicht mehr richtig laufen. Das Knie war instabil und kaum noch belastbar bei ausgeprägten Knochendefekten. Die Behandlung zielte zunächst auf die Sanierung des Infektes bei septischem Krankheitsbild. Im Verlauf der Behandlung entwickelte die Patientin zudem eine akute Gallenblasenentzündung, die durch die Abteilung für Allgemeinchirurgie im Hause operativ behandelt werden musste. Zudem wurde ein Infektionsherd im Bereich der Nasennebenhöhlen durch einen operative Intervention der Gesichtschirurg*innen behandelt.

In einem zweiten stationären Aufenthalt, nachdem die Patientin wieder zu Kräften gekommen war, wurde dann im Oktober ein künstliches Kniegelenk eingesetzt. Die erhebliche Knochendefektsituation, sowohl auf der Oberschenkel als auch Unterschenkelseite, wurde durch ein spezielles Revisionsknie mit Ausgleich der knöchernen Defekte über Metallaufbauten bewerkstelligt. Die Patientin erholte sich weiter und arbeitet inzwischen wieder als Friseurin in Ihrem Salon.